von Claudia Stegmann
Wer Yoga praktiziert, kommt früher oder später nicht am 8-gliedrigen Pfad des Patanjali vorbei. Er ist für Yogis sowas wie die 10 Gebote. 😉 Patanjali fasst darin die Yoga-Sutra als Leitfaden für ein glückliches Leben zusammen.
Dabei ist das Wort „Pfad“ gar nicht so passend. Denn es ist nicht so, dass eine Stufe nach der anderen einfach abgearbeiten werden kann. Sie sind zwar als eine Art Entwicklung bzw. Entwicklungsschritte zu sehen, allerdings gehören sie alle zusammen und bilden eine Einheit. Einzige Ausnahme ist die 8. Stufe des Pfades, die eher das Ziel des Weges ist. Sich das Beste rauszupicken, ist also keine Alternative. Es gilt: ganz oder gar nicht. 🙃
Der Pfad des Patanjali auf einen Blick
Und das steckt drin
1. Yama – Umgang mit der Umwelt
Die erste Stufe beschreibt den Umgang mit allem, was uns umgibt und das eigene Handeln in der Welt. Dabei gibt es 5 Unterstufen, die das Ziel des Loslösens von Gewalt, Lügen, Begierde, Sinnesreizen, Besitz, Denkmustern und falschen Vorstellungen konkretisieren.
- Ahimsa: Gewaltlosigkeit
Diese Unterstufe geht weit über Gewaltfreiheit hinaus, denn sie zielt auch auf achtsame Wahrnehmung, Rücksichtnahme und sanftmütiges Handeln ab.
- Satya: Wahrhaftigkeit
Satya erfordert etwas Mut. Den Mut authentisch zu Leben mit Offenheit und Ehrlichkeit. Allerdings beinhaltet es auch die Abwägung der Folgen von Ehrlichkeit, um rücksichtsvolle Formulierungen zu finden.
- Asteya: Nicht-Stehlen
Wie die deutsche Übersetzung schon treffend beschreibt, geht es darum weder materielle noch immaterielle Dinge von anderen Menschen zu stehlen. Allerdings setzt Asteya schon beim Kampf um Dinge und Habsucht an. Diese loszulassen ist ebenfalls Inhalt dieser Unterstufe.
- Brahmacarya: das richtige Maß
Hierbei geht es um das maßvolle Denken & Handeln und darum, eine Entlastung der Seele und Sinne von Reizüberflutung zu schaffen.
- Aparigraha: nicht horten
Die letzte Unterstufe von Yama beschäftigt sich mit dem Thema Besitzbescheidenheit, sowohl im schonenden Umgang mit Ressourcen als auch dem Lösen von Erwartungen.
2. Niyama – Umgang mit sich selbst
Genauso wichtig wie der achtsame und verantwortungsvolle Umgang mit der Welt in der wir Leben, ist der Umgang mit sich selbst. Auch dafür gibt es wieder 5 Unterstufen.
- Shauca: Reinheit
Reinheit bringt Klarheit und deswegen umfasst Shauca die generelle Reinheit in allen Lebensbereichen: Körper, Geist und allem, was uns umgibt. Shauca wird z.B. auch durch die 3. und 4. Stufe, Asana & Pranyama unterstützt.
- Santosha: Zufriedenheit
Die Zufriedenheit mit dem was man hat, schafft innere Ruhe. Außerdem gibt sie uns die Chance, Schwierigkeiten als etwas positives zu sehen an dem wir wachsen können.
- Tapas: Selbstdisziplin
Diese Selbstdisziplin umfasst Ausdauer und Durchhaltevermögen, um die persönliche Weiterentwicklung voranzutreiben.
- Svadhyaya: Selbstreflektion
Damit wird die Wahrnehmung für das Bewusstsein des eigenen Standes und der Persönlichkeitsentwicklung zusammengefasst. Das beinhaltet auch Selbstbeobachtung, Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und dem eigenen Verhalten sowie Selbstkontrolle.
- Ishvara Pranidhana: Vertrauen
Die letzte Stufe von Niyama beschreibt das Grundvertrauen ins Leben, aber auch in sich und andere, sowie die Eigenschaft auf Vertrauensbasis loslassen zu können.
Die Körperübungen dienen einerseits der Stärkung des Körpers und andererseits der Zentrierung des Geistes. Die Asanas selbst können eine Form der Meditation aber auch Vorbereitung auf die Meditation sein.
Der Atem ist der Spiegel unserer Seele. Atemtechniken dienen der Wahrnehmung und Regulierung des eigenen Atems.
5. Pratyahara – Rückzug der Sinne
Sowohl unser Körper als auch unser Geist sind ständigen Sinneseindrücken ausgesetzt. Bei Pratyahara geht es darum, die Sinne nicht jedem Reiz folgen zu lassen oder sie ganz bewusst von äußeren Einflüssen zurückziehen und die Wahrnehmung wieder auf sich selbst zu lenken.
Dharana beschreibt die Konzentration auf eine Sache und diese Aufmerksamkeit auch über einen längeren Zeitraum zu halten, ohne sich ablenken zu lassen.
Durch das Ablegen von Denkmustern können wir uns in der Meditation selbst betrachten ohne zu urteilen, wodurch echtes Verstehen möglich wird. Alle Erwartungen an uns selbst aber auch an andere enden in der Meditation, was es uns ermöglicht, sie und uns so zu sehen, wie wir wirklich sind und alles wertungsfrei zu akzeptieren.
8. Samadhi – vollkommene Erkenntins
Samadhi ist das Ziel des Yoga. Es beschreibt den Zustand inneren Friedens und damit auch die Fähigkeit das Leben und Menschen so annehmen zu können, wie es ist, ohne negative Gedanken und Gefühle.
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